Gemeindeorganisationen gehören in Deutschland zu den wichtigsten zivilgesellschaftlichen Einrichtungen. Sie vermögen es, Ängste, Anliegen und Ärger der Bürger zu kanalisieren und zu vergemeinschaften.
Sind beispielsweise viele Bürgerinnen und Bürger über die steigenden Mietpreise besorgt, können sie diesen Missstand bei einer Gemeindeorganisation zur Sprache bringen. Daraufhin werden Lösungsvorschläge erarbeitet und den jeweiligen Politikern in Form einer Forderung übermittelt.
Stehen Dutzend oder gar Hunderte Menschen hinter einer Forderung, ist es viel schwieriger, sie zu ignorieren, als den Brief eines einzelnen besorgten Bürgers. Doch wie steht es um die Zukunft der Gemeindeorganisationen und Bürgerinitiativen in Deutschland?
Mehr Fokus auf Preise und Sicherheit
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Inflation auf die gesellschaftliche Verrohung in Deutschland schwere Spuren hinterlassen hat. Kriminalität in Form von brutalen Angriffen ist ein großes Problem in Europa. In Deutschland ist es ebenfalls ein nicht zu verachtendes Phänomen, das sich immer weiter ausbreitet.
Aber auch aufgrund der Inflation und steigender Benzinpreise müssen sich viele Menschen tagtäglich überlegen, ob sich die Fahrt mit dem Auto überhaupt noch lohnt oder sie gezwungenermaßen auf das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel umsteigen müssen.
Vor allem für Berufspendler ist das ein großes Problem. Entweder ein Zuschuss für Autofahrer oder die Kontrolle seitens des Staates über die unaufhaltsam steigenden Benzinpreise wäre hier denkbar und sinnvoll.
Die Inflation wird sich natürlich auch in steigenden Mietpreisen niederschlagen, die von den Anwohnern schlichtweg nicht mehr bezahlt werden können. Auch hier sind Bürgervereine ein wichtiger Schutzschild für die Schwächsten der Gesellschaft.
Ästhetische und kulturelle Fragen geraten ins Hintertreffen
Waren zu Beginn der 2000er-Jahre noch Fragen wie die Pflicht zum Religionsunterricht an der Tagesordnung, so sind es heute Fragen wie die Vergesellschaftung von großen Wohnungsgenossenschaften oder die innere Sicherheit.
Es gehört zu den traurigen Kapiteln der Bundesrepublik, dass sich der Ton verschärft und die Gräben, die durch Teile der Gesellschaft verlaufen, immer tiefer werden. Doch Gemeindeorganisationen könnten hier der notwendige Kitt sein, um das Auseinanderklaffen einzelner Peergroups aufzuhalten und sogar rückgängig zu machen.
Gemeindeorganisationen digital?
Gemeindeorganisationen sind heute noch sehr traditionell organisiert und treten in der Öffentlichkeit physisch auf. Auch das könnte sich ändern, indem sie stärker auf digitales Zusammenkommen setzen. Online-Petitionen, Gesprächsrunden und Diskussionsforen über Zoom und der digitale Dialog mit den Lokalpolitikern könnten hier Abhilfe schaffen.